Fußball ist eine Sportart, die nicht nur davon lebt, was auf dem Platz passiert. Schon längst tragen die Kommentatoren und Moderatoren das Spiel mit. Mancher von ihnen wird zu einer Art Promi, erhält Ehrungen und trägt zur Fernsehgeschichte bei. Als am 01. April 1998 in Madrid ein Tor vor Spielbeginn umfiel, war dies der Auftakt zu einem grandiosen Sportmoment, ohne das Sport gezeigt wurde. Es dürfte in der Geschichte kein weiteres Ereignis geben, wo mehr Menschen die „Vorberichte“ anschauten ( 12, 76 Millionen) als das Spiel (6 Millionen) selbst. Der bayrische Fernsehpreis und eine Nominierung für den Adolf-Grimme-Preis für Moderator Günther Jauch und Kommentator Marcel Reif waren die Folge. Lohn für 76 Minuten Improvisation der beiden Journalisten und einzigartig in der deutschen Fernsehgeschichte. Grund genug für mich einmal auf bedeutene Sportkommentatoren zurückzublicken. Den Auftakt macht heute der bereits erwähnte Marcel Reif.
„Die Spieler von Ghana erkennen Sie an den gelben Stutzen!“
Diesen prägenden Satz ließ Marcel Reif, der damals als Kommentator für das ZDF tätig war, beim Länderspiel zwischen Deutschland und Ghana fallen. Es war der erste Vergleich dieser zwei Nationen, der mit 6:1 für die Deutschen endete. Das Spiel war nicht so wichtig, der Satz machte Reif bekannt und lebt bis heute. Reif hatte im Laufe seiner Karriere bei ZDF, RTL, tm3 und Premiere/Sky gearbeitet und dabei diverse Sprüche rausgehauen.
Geboren am 27. November 1949 in Waldenburg (heute Walbrzych), Niederschlesien, Polen, floh seine Familie 1956 wegen des erneut aufkeimenden Antisemitismus nach Israel. Nur ein Jahr später, als der Vater eine Arbeit beim US-Militär bekam, zog die Famiie nach Kaiserslautern. Nach Abitur begann Reif ein Studium der Publizistik, Politikwissenschaft und Amerikanistik, welcher er nicht abschloss. Stattdessen verfolgte er seine journalisitsche Karriere weiter, die er bereits 1972 während des Studiums als freier Mitarbeiter beim ZDF begann. Damals noch in der Politik tätig, arbeitete er als Reporter für heute und das heute-journal. Erst 1984 wechselte er in das Sport Ressort.
Als Kommentator für Fußball und Eishockey sowie als Assistent von Dieter Kürten waren seine Tätigkeiten. 1994 war die Kommentierung des WM-Finals seine letzte Tätigkeit für den Sender. Ab der Saison 1994/95 arbeitete er für RTL. Dort kommentierte er die Champions-League und war Chefredakteur der Sendung Anpfiff. 1999 erwarb tm3 die Rechte an der Champions League. Bereits ein Jahr später übernahm premiere (heute Sky) die Rechte. Reif kommentierte nun für den Bezahlsender bis 2016. Das Finale der Champions League 2016 war sein letzter Auftritt. Zu dieser Zeit war Reif bereits stark in die Kritik geraten. Zur neuen Saison wird der Wahl-Schweizer die Spiele der Champions League für den schweizer Sender Teleclub kommentieren.
„Und dieser öffnende Pass brachte wieder 57 Zentimeter Raumgewinn!“
Bissig, kritisch und arrogant wirkte der Kommentator am Mikro. Seine Nähe zum FC Bayern München wurden ihm oft vorgeworfen. Seine Analyse waren dabei das Zentrum der Kritk. Aber unbestritten war und ist, je schlechter das Spiel umso besser waren seine Kommentare.