„Schäfer nach innen geflankt. Kopfball – abgewehrt. Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen – Rahn schießt – Tooooor! Tooooor! Tooooor! Tooooor!“
Dies sind die bekanntesten Worte, die jemals nicht während einer Live-Übertragung gesagt wurden. Und das obwohl sie jeder mit den Bilder des Finals der Fußball-Weltmeisterschaft 1954 verbindet. Gesprochen hat sie der legendäre Kommentator Herbert Zimmermann. Sein Weg in die Kommentatorenbox war steinig und schmerzhaft. Geboren am 29. November 1917 in Alsdorf bei Aachen, absolvierte er nach seinem Abitur 1937 verschiedene Volontariate bei Zeitungen, ehe er seinen Wehrdienst antrat. Statt der ursprünglichen zwei Jahre, blieb Zimmermann bis 1945 Soldat. Dekoriert und verwundet arbeitete er 1942 als Reporter beim Rundfunk in Berlin. Wieder genesen, musste der junge Mann wieder an die Front. 1945 konnte er über die Ostsee der russischen Gefangenschaft entkommen und in die britische Besatzzungszone fliehen. Dort nahm er seine journalistischen Tätigkeit wieder auf.Bereits 1948 wurde seine Berichterstattung von der Olympiade in London gelobt.
Ab 1950 kommentierte er Länderspiele der Nationalmannschaft für den Nordwestdeutschen Rundfunk. Zu dieser Zeit war das Radio das wichtigste Medium, da die Masse der Haushalte noch keine Fernseher hatten. 1952 war Zimmermann Sportfunkchef des NWDR und führte die Fußballkonferenzschaltung ein. Dank dieser Einführung genießen seit Jahren die Fans die Konferenzen im Fußball. 1954 folgte dann die Krönung seiner Laufbahn. Zimmermann kommentierte für das Radio das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft aus dem Berner Wankendorf-Stadion. Die Bundesrepublik Deutschland spielte gegen die übermächtigen Ungarn. Heute wären die Rollen umgekehrt verteilt. Bereits in der Vorrunde trafen beide Mannschaften aufeinander, bei der die Magyaren mit 8:3 gewannen.
Zwischen dem 4. Juni 1950 und dem 19. Februar 1956 verlor die ungarischen Nationalmannschaft („Goldene Elf“) ein Spiel, jenes Finale. Sie brachten der englischen Nationalmannschaft die erste Heimniederlage bei. Welche Richtung der europäische und explizit der deutsche Fußball genommen hätte, wenn das Finale andersrum ausgegangen wäre, bietet viel Raum für Spekulationen. Zurück zu Zimmermann und seinem Bericht aus der Schweiz. Seine Kommentierung ist heute legendär, und das obwohl er für das Radio und nicht für das Fernsehen, welches ebenfalls aus Bern berichtete. Und wer war der Kommentator und warum ist der Radiomitschnitt heute bekannter?
„Turek, du bist ein Teufelskerl! Turek, du bist ein Fußballgott! Entschuldigen Sie die Begeisterung, die Fußballlaien werden uns für verrückt erklären …“
Der Kommentator war Dr. Bernhard Ernst ebenfalls beim NWDR angestellt. Seine Tonspur ging verloren. Die FIFA wiederum war bestrebt zu den offiziellen Film auch eine Tonspur zu haben und dies rief eine andere Legende der Sportkommentierung auf den Plan Rudi Michel. Zusammen mit einem Team des Südwestfunks wurde Zimmermanns Kommentierung den Bildern angepasst. Die Nachwelt verknüpft seitdem das Finale in Bern mit seinem Kommentar, und das obwohl er nie für das Fernsehen arbeitete.
Nach der WM stand seine Karriere kurz vor dem Aus, wegen des o,g, Zitats. Für den Vergleich eines Menschen mit Gott, gemeinhin als Blasphemie bezeichnet, musste sich der Reporter öffentlich entschuldigen und durfte danach weiter als Journalist und Kommentator tätig bleiben. 1956 spaltete sich der NWDR in den NDR und den WDR auf. Der Rheinländer Zimmermann blieb in Hamburg. 1966 kommentierte er erneut für das Radio das WM-Finale, es wurde seine letzte Kommentierung. Am 16. Dezember 1966 starb Zimmermann an den Folgen eines Autounfalls im Klinikum Eppendorf.
„Aus,aus,aus – aus!! – Das Spiel ist aus! – Deutschland ist Weltmeister …“
Herbert Zimmermann war bereits zu Lebzeiten eine Legende, und auch heute ist seine Stimme eine der bekanntesten des Landes. Sein Tor-Jubel ist in einigen Stadien der Beginn des Torjingles bei Treffern der Heimmannschaft. Obwohl der Name wohl vielen nicht mehr geläufig ist, wird seine Stimme unsterblich sein.